- nationalsozialistischer Massenmord an »lebensunwertem Leben«
- nationalsozialistischer Massenmord an »lebensunwertem Leben«Die nationalsozialistische Rassenideologie hielt in ihrem Wahn von der Reinheit der »arischen Rasse« die Tötung »lebensunwerten Lebens« nicht nur für vertretbar, sondern geradezu für geboten. Dabei wurden der auf die Antike zurückgehende Begriff der Euthanasie (griechisch »euthanasia«, »schöner Tod«) sowie christlich-ethische Überlegungen zur medizinischen Hilfeleistung beim Sterben in rassistischem Sinn pervertiert.Bereits wenige Monate nach dem Machtantritt Hitlers wurde mit dem »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« im Juli 1933 eine formaljuristische Grundlage für die Sterilisation von geistig und physisch Kranken geschaffen. Unmittelbar nach dem Überfall auf Polen befahl Hitler mit »Führererlass« vom Oktober 1939, der auf den Kriegsbeginn (1. September) zurückdatiert wurde, im Reichsgebiet Maßnahmen zur Tötung der in den Heil- und Pflegeanstalten untergebrachten unheilbar Geisteskranken einzuleiten. Ausgesuchte Ärzte sollten diejenigen auswählen, denen »der Gnadentod« gewährt werden sollte, so die zynische Formulierung in der »Euthanasie-Verordnung«.Eine korrekte medizinische Betreuungsaktion wurde vorgetäuscht, um die Massentötungen, durch Medikamente oder Giftgas, vor der Öffentlichkeit zu verschleiern. Anstaltsleitern und Familienangehörigen wurde erklärt, die Verlegung in andere Anstalten erfolge im Interesse der Kranken. Dennoch gelangten bald Gerüchte von den wirklichen Vorgängen in den Todesanstalten (z.B. Hadamar in Hessen) an die Öffentlichkeit und verursachten Unruhe in der Bevölkerung. Kirchenführer beider Konfessionen protestierten öffentlich gegen diese Mordaktionen, so etwa Clemens von Galen, der Bischof von Münster, oder Friedrich von Bodelschwingh. Hitler ließ im August 1941 die Aktionen offiziell einstellen, Einzeltötungen, die »Kindereuthanasie« sowie die Ermordung von »lebensunwerten« Insassen der Konzentrationslager gingen jedoch weiter. Rund 80000 Menschen fielen diesem »Euthanasieprogramm« zum Opfer, wie es in den Nürnberger Prozessen bezeichnet wurde.
Universal-Lexikon. 2012.